- EMP
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EMPEMP,NEMP [Abkürzung für englisch (nuclear) electromagnetic pulse »(nuklearer) elektromagnetischer Impuls«], bei exosphärischen Kernwaffenexplosionen auftretende, äußerst intensive elektromagnetische »Stoßwelle«, ausgelöst durch die am Explosionsort entstehende Gammastrahlung, deren Photonen (Gammaquanten) beim Auftreffen auf Luftmoleküle durch Compton-Effekt Elektronen herausschleudern; dadurch entsteht infolge Ladungstrennung ein innerhalb 10-8 s auf große Werte ansteigendes elektrisches Feld, dessen zeitliche Änderung mit den spiralförmigen Bewegungen der Elektronen um die Feldlinien des Erdmagnetfeldes sehr intensive elektromagnetische Wellen hervorruft. Diese können noch in 1 000 km Entfernung vom Explosionsort zu einer elektrischen Feldstärke von 50 kV/m führen, die ihrerseits starke Ströme in elektronischen Geräten zu induzieren vermag. Mikroelektronische Bauelemente (v. a. integrierte Schaltungen, Mikroprozessoren) werden durch diese induzierten Ströme in der Regel funktionsunfähig, anders als z. B. Elektronenröhren oder die meisten elektromechanischen Bauelemente. Durch einen EMP kann ein Großteil der technischen Geräte (v. a. Steuer- und Regelkreise), insbesondere der Verteidigungseinrichtungen, ausfallen. Eine »Härtung« elektronischer Baugruppen gegen EMP ist prinzipiell möglich, jedoch umfangreich und sehr kostenaufwendig; sie geschieht v. a. durch Abschirmung in Form eines Faraday-Käfigs.Der theoretisch vorhergesagte EMP wurde zuerst am 8. 7. 1962 auf Hawaii beobachtet, ausgelöst durch die Explosion einer amerikanischen Wasserstoffbombe von 1,4 Megatonne Sprengkraft (TNT) in 400 (?) km Höhe über dem 1 300 km entfernten Johnston Island im Pazifik. Bei früheren Explosionen amerikanischer Kernwaffen in geringerer Höhe und zumeist über Seegebieten war dieser Effekt nicht festgestellt worden, möglicherweise weil sich in dichteren Luftschichten der Compton-Effekt nicht so ausprägen kann und andere Wirkungen überwiegen.
Universal-Lexikon. 2012.